Ein Freizeitpark mit krimireifer Vergangenheit

Der Rummelplatz im Plänterwald wurde 1969 als "VEB Kulturpark Berlin" eröffnet. Um ihn von anderen DDR-Rummelplätzen abzuheben, importierte man teilweise Fahrgeschäfte aus nichtsozialistischen Gebieten. Obwohl 60 ha groß nutzte man tatsächlich nur 18 ha als Rummelplatz. Die Hauptattraktion war das 40 Meter hohe Riesenrad, das 1989 durch ein 45 Meter hohes ersetzt wurde. Das ist auch bis heute noch zu sehen und dreht sich selbständig bei Wind.

Die Fahrgeschäfte befanden sich immer in einem Top-Zustand, da der Kulturpark eigene Handwerker hatte. Die privaten Schausteller erzielten hohe Einnahmen durch jährlich bis zu 1,5 Millionen Besucher. Neben den Fahrgeschäften gab es Konzerte, Tanzveranstaltungen und Kinderunterhaltung. Nach dem Fall der Berliner Mauer gingen die Besucherzahlen auf weit unter 500.000 im Jahr zurück.

Mit der Wiedervereinigung fiel der Park in die Zuständigkeit des Berliner Kultursenats, der den ehemaligen DDR-Rummelplatz als Freizeitpark erhalten wollte. Unter sieben Bewerbern setzte sich die "Spreepark GmbH", u.a. vertreten durch Frau Witte, durch. Eine Auflage war, dass auf der 18 ha großen, asphaltierten Fläche viele Wasser- und Grünflächen entstehen sollten.

1992 öffnete der Spreepark seine Tore. Bis 1997 wurden 40 Millionen DM in die Umgestaltung investiert. Neue Attraktionen:

- Riesentassen "Roting Cups"
- Zirkuszelt
- Schiffsschaukel "Pirat"
- Familienachterbahn "Spree-Blitz"
- Loopingbahn "Mega-Looping"
- Wildwasserbahn "Grand Canyon"
- Amphitheater mit Piraten-Stuntshow
- Westerndorf mit Saloon, mehrere Spielhallen, Ponyreiten, Bälle-Paradies, Auto-Scooter und Western-Stuntshow (1994)

Neben diesen Namen hießen die Fahrgeschäfte auch "Fliegender Teppich", "Butterfly", "Spider", "Baby-Flug" oder "Fun-Express" und "Jet-Star". Da hat sich aber einer Mühe gegeben :-)

Nach diesen ganzen Investitionen sollte der Plänterwald plötzlich unter Landschaftsschutz gestellt werden, betroffen waren auch weite Teile des Spreeparks. Die weiteren Besucherrückgänge schrieb der Betreiber der schlechten Verkehrsanbindung, dem verkleinerten Grundstück und fehlenden Parkplätzen zu. Daher kämpfte man permanent um eine Baugenehmigung für Parkplätze, die man jedoch nicht erhielt. Schließlich meldete die "Spreepark GmbH" Insolvenz an. Nach der Saison 2001 räumte die Familie das Grundstück und reiste nach Peru. Mehrere Fahrgeschäfte wurden abgebaut und verladen.

Ein Agententhriller?
In der Presse gab es etliche Gerüchte um zur Seite geschafftes Schwarzgeld oder Schutzgelderpressung in Peru. Norbert Witte nahm mehrere Kredite auf, unbeabsichtigt bei der Drogenmaffia. Um diese abzubezahlen und weil man angeblich seine Familie bedrohte, schmuggelte er Drogen beispielsweise im Stahlmast des "Fliegenden Teppichs" nach Holland. Dort stellten Drogenfahnder das Kokain jedoch sicher. Der aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurückgekehrte Witte wurde angeklagt (Urteil: 7 Jahre). Seinen Sohn musste er als Pfand in Peru lassen, wo dieser ebenfalls festgenommen wurde (Urteil: 20 Jahre).

Für den Spreepark selbst gab es mehrere Kaufinteressenten. Diese waren jedoch hinsichtlich der Parksituation, der Anbindung und dem Landschaftsschutzgebiet mit denselben Problemen konfrontiert und zogen ihre Angebote zurück. Nun sitzt also der Steuerzahler auf hunderttausenden Euros für Landschaftspflege oder Wachschutz. Schließlich machte auch hier die Zerstörungswut einiger keinen Halt. Zuletzt kam es zu Brandstiftungen.

Und die Zukunft?
Warten auf den Masterplan des neuen Eigentümers, der Grün Berlin GmbH!