Auf Polarlichterjagd... oder die Reise der schönen Frisuren

Freitag

  

Auf dem Weg von Berlin nach Kiruna schaut der eine oder andere Passagier schon mal beim Einsteigen ins Flugzeug ungläubig ins Cockpit. Schließlich ist der Pilot eine Frau. Mich wundert schon, dass das heutzutage überhaupt noch besonders bemerkt wird. Wahrscheinlich gingen anschließend 1000 Stoßgebete nach oben. Naja, geholfen hat es, denn wir sind angekommen und das butterweich.

 

Kurz vor dem Aufsetzen in Schweden sah ich die weiße Landebahn und bei mir gingen die Schalter im Kopf an. Wie bremst ein Flugzeug eigentlich auf einer schneebedekten und vielleicht etwas gefrorenen Landebahn? Egal, wir kommen nach einer Zwischenlandung in Umea - hat das nicht irgendetwas mit Stieg Larsson zu tun? - kurz vor Mitternach in Kiruna an. Als die Temperaturanzeige minus 25 Grad anzeigt, denke ich mir nur: Was habe ich mir da nur eingebrockt.

  

Ergebnis nach dem ersten Tag: Das Kofferband musste schon in Kopenhagen dran glauben und die Batterie des Weckers mochte auch nicht mehr.

 

Samstag

Aufwachen in Kiruna, bei nun noch minus 20 Grad, alles ist voller Schnee.
Auf zur Schlittenhundetour mit Hund 1,2,3...12 (sehr kreativ, dass es schon wieder geil ist). Sie ziehen drei Frauen und einen Führer, die aus Norwegen, Spanien und Großbritannien stammen. Diese Tiere wollen gar nicht mehr aufhören. Sie dachten wahrscheinlich, dass es länger dauert, denn einige scheren ab und an aus, es kam die Zunge zum Vorschein und es gab eine kurze leckere Erfrischung Eis. Man waren die enttäuscht, als nach anderthalb Stunden Schluss war. Ich muss sagen, dass man vorne auf dem Schlitten wie auf dem Klo sitzt.

 

Danach geht es zu einem Eishotel in der Nähe und ich frage mich: Übernachten da nur Männer, schließlich ist Frauen so schon ständig kalt. Also ich lege mich da nicht hin. Dann lieber in die Ice-Bar. Als wir dort waren fand gerade eine Trauung statt, so dass ich noch schöne Bilder vom Brautpaar in dieser einzigartigen Umgebung machen konnte... Quasi eine Eisprinzessin, einfach ein wunderschönes Paar.

Auf die Lofoten reist man schließlich nicht nur wegen der Landschaft, sondern auch wegen den Polarlichter. Und was soll man sagen: Wir hatten gleich am ersten Tag Glück.... Gut, sie waren schwach (KP 2 oder so heißt das wohl) und ich wäre auch vorbei gefahren, ohne sie zu beachten. Schon mal ein guter Anfang!

  

Die Unterkunft in Hammerstad ist ein umgebautes Fischerhäuschen mit unglaublichem Ausblick.

 
Angeblich sollen hier auch sommerliche Temperaturen von -2 Grad herrschen. Ist ja wie in Deutschland, nur ohne Schnee halt.

  

Jede Tour braucht ein Motto und wir haben unseres am ersten Tag gefunden: Die Tour der schönen Frisuren.

 

Sonntag

  

2. Tag hier und wieder Polarlichter. Und auch noch welche, die man mit bloßen Auge sehen kann (Stärke 3-4).
  
Ansonsten, fast Urlaubsfeeling mit einigen Stränden. Wie man liest ist es hier wärmer als in Deutschland. Also alles richtig gemacht. Und nur Kälte und Schnee macht nun lange keinen Winterurlaub aus. Da haben die Lofoten mit ihrem Drumherum einfach deutlich mehr zu bieten.


Morgen heißt es früh aufstehen zum Sonnenaufgangs-Date.

 

Montag


Heute stehen einige Strände an, schließlich ist es ja im Vergleich zu Deutschland doch zum Sommerurlaub geworden. Um einige zu erreichen, muss man aber ein bisschen die Berge hochkrabbeln. Der ultimative Rutschtest für die Schuhe. Naja, nur halb bestanden. Teilweise hieß es: Hinsetzen und nach unten rutschen.

 

Am Abend sind wieder Hammer Polarlichter am Himmel.

 

Und was soll ich sagen: Es ist so unglaublich, vor allem wie schnell sie ihre Form verändern. Was für ein Spektakel am Himmel und eine Freude für die Augen. Ein herrlicher Ausklang für den Tag. Dafür mussten wir noch nicht einmal großartig reisen. Es reichte sich Klamotten überzuziehen, Kamera und Stativ zu greifen und vor die Tür zu treten.

 

Dienstag

Ein Surferstrand mit herrlichem Rundumblick. Die Jungs und das Mädel mussten aber auch einiges dafür tun, um bei dem Wellengang aufs Brett zu kommen. Zwei wollten eine Abkürzung nehmen, damit sie hinter den starken Wellen ins Wasser kommen. Sie krabbelten samt Surfbrett auf den Steinen herum, so dass sich ein schönes Foto für mich ergab. Ganz nach dem Motto: Wo geht es hier zum Wasser? Viel Arbeit für nichts, denn die Wellenbrecher verhinderten, dass sie überhaupt wieder ins Wasser kamen.

 

Mittwoch

Der erste "schlechtere" Tag, denn Wolken wohin das Auge reicht. Ich bin nach den Sonnentagen ganz froh. So hat man mal eine andere Stimmung auf den Bildern. Schlechtes Wetter ist für Fotografen gutes Wetter. 

 

Abends gibt es Essen in einem Restaurant eines Fischerdorfs. Auf unserer Tour und gerade am letzten Tag sah man Holzkonstruktionen, auf denen der Fisch getrocknet wird und so dem Wetter komplett ausgesetzt ist. Da man die Köpfe abtrennt und einzeln aufhängt -wird u.a. als Mehl zum Kochen verwendet - ein etwas skuriler Anblick. Mahlzeit.

 
Beim Wikingermuseum stärken wir uns mit was heißem. Hier wird uns auch ein weiterer großer Unterschied zu Deutschland bewusst. Am Haupteingang lässt einer seine teure Kamera samt Objektiv am Boden liegen. Wir Deutsche wollen die Sachen an der Info abgeben. Aber nein, das ist so gewollt, denn hier klaut schon keiner was. Der Besitzer würde sich eher wundern, wenn die Kamera plötzlich nicht mehr dort liegt. Nach dem Motto "In Norwegen kommt nichs weg" heißt es, hinlegen und so lassen, wie es war. In Deutschland wäre das über 1000 Euro teure Equipment nach spätestens 5 Minuten weg.

Ich bin tatsächlich im Sommerurlaub gelandet: Wärmer als in Deutschland, geile Aussicht und kein Schneechaos alla Flensburg. Ansonsten pendelte ich zwischen Alaska (Eisschollen), den Malediven (viele Strände mit türkisfarbenem Wasser) und Frankreich (Funkturm, der der kleine Bruder vom Eifelturm sein könnte).

 

Donnerstag

Zum Thema "aufgehängte Dorsche": Hier sind die wahren Fischköppe!!!

  

Außerdem stand heute der Trollfrjord auf dem Programm. Wenn ein Schiff der Hurtigruten vorbeigekommen wäre...

 

Ein weiterer Strand zeigte mir, woher Trump seine Perücken hat...
Wir sagen "Trump-Beach", die Beatles- Generation hat den Ort in "Pilzköppe" umgetauft.

 

Freitag

Schon gestern war etwas die Luft raus. Nun geht es von Hammerstad nach Kiruna und dann über Stockholm nach Berlin. Einen Haken kann nun auch hinter der To-do-Liste bei "Rentiere mitten auf der Straße" gemacht werden. Was will man mehr!

Ein großer Dank geht an Marek von urbexplorer für die Organisation dieser super Reise und dem nimmermüden Fahrer Andreas aka Lutz, weil er uns immer sicher ans Ziel brachte und alle an seinen zahlreichen Erlebnissen teilhaben ließ.