Die ehemals wohlhabende Industriestadt Engilchek (Inylchek) ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Anfang der 1980er-Jahre berief die Sowjetunion viele junge Menschen aus den Sowjetländern ein, in den von ihr in Zentralasien aufgebauten Bergbauindustrien zu arbeiten. Daher wurde die Stadt Engilchek errichtet, um die Mitarbeiter der nahegelegenen Mine (abgebaut wurden hier Wolfram, Zinn und andere Metalle) unterzubringen. Häuser, Gebäude, eine Schule, ein Krankenhaus und sogar ein Flugplatz wurden gebaut, um die rund 5.000 Einwohner der Stadt unterzubringen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde der Bergbau eingestellt, die Arbeitslosigkeit stieg, so dass die Menschen wegzogen und eine der abgelegensten Städte des Planeten verödete. Heute leben noch immer einige Familien in dieser Geisterstadt, deren Gebäude größtenteils verlassen sind. Die Einwohner leben hier von der Landwirtschaft, insbesondere der Viehzucht, durch die sie sich weitestgehend selbst versorgen können. Engilchek ist heute ein bekannter Ausgangspunkt für Bergsteiger und Wanderer, die sich auf den Weg machen, die höchsten Gipfel des Landes zu besteigen.
Zu dieser Geisterstadt gelangst du nicht ohne einen einheimischen Fahrer, der sich sehr gut auskennt. Schließlich führt die abgelegene und anspruchsvolle Route entlang der größten Gletscher der Welt. Außerdem gibt es einen militärischen Grenzposten, da die Strecke entlang der chinesischen Grenze verläuft. Ohne Genehmigung und Reisepass geht an solchen militärischen Sperrgebieten gar nichts.
Vom Aussichtspunkt kann man die Stadt, umhüllt von den Bergen des Tienshan Gebirges, sehr gut überblicken. Als erstes fallen die typischen sowjetischen Blocks auf. Kommt man näher sieht man deutlich den Verfall. Die Gebäude sind nicht fertig gestellt und einiges daraus nutzten vermutlich die jetzigen Einwohner zum Bau ihrer Wohngebäude. An einer Seite der Stadt sieht man groteske Fahrzeuggerippe. Unserer Fahrer erzählte von einer Gruppe, die mit ihren Fahrzeugen ankam und hier eine Rallye veranstalteten. Die Fahrzeuge ließen sie danach als "Kunstgebilde" zurück, so dass sie nun dahinrosten. Da kommt einem der Spruch in Erinnerung: Ist das Kunst oder kann das weg?
Noch mehr von meiner Rundreise gibt es auf folgenden Blogs mit unterschiedlichem Themenschwerpunkt: