Hoch hinaus zur Märchenwiese und dem Nanga Parbat

Endlich geht es los, endlich werde ich den Nanga Parbat sehen, den neunthöchsten Berg der Welt und den zweihöchsten von Pakistan. Erst einmal mit dem Jeep und dann zu Fuß wandere ich zum Base Camp. Der Berg mit der Märchenwiese und seiner unglaublichen Landschaft war mein Hauptgrund für die Reise.

Auf nach Fairy Meadows

Die Straße am Hindus entlang Richtung Rakhiot Bridge wird immer schlechter. Manchmal ist sie wegen herabgefallener Straßen und Geröll nur noch einspurig befahrbar. In Tatu steigen wir in Jeeps um, die einzige Möglichkeit hoch hinauf zur Märchenwiese zu kommen, der sagenhaft schönen Hochalm am Fuß des Nanga Parbat. Mit dem eigenen Fahrzeug darf man die Strecke nicht befahren. Und ehrlich gesagt würde ich auch nie auf die Idee kommen. Warum das so ist, sieht man sofort. Das ist gar keine Straße mehr, selbst der Begriff Piste wäre zu hoch gegriffen. Die Strecke ist ein felsiger Pfad, es geht hoch und runter mit einigen steile Kurven. Und dass alles direkt am Abgrund. 

Irgendwann haben wir den Punkt erreicht an dem selbst die Jeeps nicht mehr weiter kommen. Für zwei Stunden geht es nun zu Fuß bergauf. Unser Tagesgepäck haben Träger und ein Esel. In einem gemäßigten Tempo gehe ich den Pfad entlang, schließlich sollte man die Höhenluft nicht unterschätzen. Und dann erreichen wir unser Tagesziel: Fairy Meadows oder die Märchenwiese. Sie liegt auf 3257 Metern, umgeben von Kiefern mit Blick auf den Nanga Parbat und den Gletscher. Mittlerweile stehen hier etliche Holzhütten und noch mehr sind im Bau, vor allem für die einheimischen Touristen aus dem Süden des Landes, die der dortigen Hitze entkommen wollen. Irgendwo hat jemand seinen Lautsprecher an, so dass Musik über die ganze Hochalm plärrt. So habe ich mir die Märchenwiese nun nicht gerade vorgestellt. Der Blick auf den wolkenfreien 8000er entschädigt aber dafür. Schließlich stehe ich sogar am nächsten Morgen um 5 Uhr auf, um ein Sonnenaufgangsfoto mit der Reflektion des Berges zu machen. Danach falle ich aber gleich wieder ins Bett...

Beyal Camp und Nanga Parbat Base Camp

Am nächsten Tag  geht es weiter den Berg hinauf.  Das schrittweise sich hoch arbeiten ist notwendig für die Akklimatisierung in der Höhenlage. Die gut anderthalbstündige Wanderung von der Märchenwiese zum Beyal Camp auf 3540 Metern führt entlang des Rakhiot-Gletschers, durch Kiefernwald, vorbei an schönen Aussichtspunkten, an sprudelnden Quellbächen, über Geröll, Steine und Bäche. Auch hier im Camp stehen einige Holzhäuser, aber der Platz ist offen, viel ruhiger und noch entspannter. Die Familien der Betreiber und Mitarbeiter wohnen am Rande des Camps. Direkt vor uns über den Wiesen und Bäumen erhebt er sich, der Nanga Parbat. Der "Schicksalsberg der Deutschen", weil so viele Deutsche bei der Besteigung ihr Leben verloren. Der Österreicher Hermann Buhl war 1953 der erste, der den höchsten Punkt des Berges erreichte. Er starb Jahre später bei der Besteigung eines vermeintlich einfacheren Gipfels. Reinhold Messner schaffte es zusammen mit seinem Bruder hinauf, beim Abstieg über die Diamir-Flanke erwischte den Bruder allerdings eine Lawine. Erst in den 2000er Jahren entdeckte man einen Schuh und Knochen des Bruders. Nachdem Reinhold Messner vorgeworfen wurde seinen Bruder allein gelassen zu haben konnte er so seine Erzählungen beweisen. Das alles ist vermutlich auch der Grund, warum Einheimische den Nanga Parbat "Killer Mountain" nennen, doch der Berg selbst tötet nicht.

 

Aber der Grund für all diesen Weg ist das Base Camp auf über 3800 Metern. Direkt vor mir ist er nun endlich. Diese Masse aus Stein, Fels, Eis und Schnee ist unglaublich. Jetzt und hier spüre ich das Leben!