Yerevan = Lieblingsstadt

Yerevan (auch Jerewan oder Eriwan) ist ähnlich wie das georgische Tiflis eine Hauptstadt an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien. Außerdem ist sie eine der ältesten ständig bewohnten Städte der Welt. Yerevan ist weder wahnsinnig groß noch völlig unübersichtlich. Stattdessen ist es genau die Art von Städten, die ich sehr mag. Sie ist voller Parks und Brunnen, Bars und Cafés im Freien, Musik und Freude, weitläufiger Märkte und kreativer Räume. Kurz: Ab jetzt eine meiner Lieblingsstädte.

 

Die armenische Hauptstadt ist auch für Architekturliebhaber und Fans der sowjetischen Architektur ein sehr interessanter Ort. Die Stadt wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Alexander Tumanyan entworfen. Gut, dass die meisten Gebäude im sowjetischen Architekturstil in unmittelbarer Nähe zum Zentrum und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten nahe beieinander sind.

Die Kaskade und das Denkmal zum Jahrestag

Der Kaskadenkomplex ist einer der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten von Yerevan. Die oberste Ebene wurde bisher nicht vollendet und liegt leider brach. Auf den einzelnen Ebenen finden sich Objekte einer wechselnden Kunstausstellung. Im Inneren ist das Museum für moderne Kunst zu finden. Apropos Inneres: Mag man die über 570 Stufen der Kaskaden nicht hochlaufen kann man die Rolltreppen im Komplex nutzen. Ist man ganz oben angekommen hat man die beste Aussicht auf Yerevan und mit ein bisschen Wetterglück auch auf den Berg Ararat, der sich auf türkischen Gebiet befindet für die Armenier aber eine immense religiöse Bedeutung hat.

Bauzeit: 1971-1980+2000er Jahre

Architekten: Sargis Gurzadyan, Jim Torosyan und Aslan Mkhitaryan

 

Das Denkmal zum 50. Jahrestag der Gründung der armenischen SSR befindet sich oberhalb der Kaskade.

Baujahr: 1967

Architekten: Jim Torosyan und Sargis Gurzadyan

 

Kino Rossiya

Das Kino war einst das größte in Armenien, mit Platz für 2500 Menschen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde das Kino Rossiya aufgegeben und dient nun teilweise als Einkaufszentrum.

Das Gebäude wurde so gestaltet, dass es dem Berg Ararat mit seinen zwei Gipfeln ähnelt.

Erbaut: 1968-1975

Architekt: Spartak Khachikyan, Hrachik Poghosyan und Artur Tarkhanyan

Metro Station Yeritasardakan

Sucht man in Yerevan nach besonderen Beispielen sowjetischer Architektur darf diese Metro Station nicht fehlen. Die U-Bahn-Station Yeritasardakan wurde 1981 erbaut und ist bekannt für ihre markante Röhre über dem Eingang zur Station.

Entworfen und gebaut: 1972-81

Architekt: Stepan Kyurkchyan

 

Karen Demirchyan Komplex (Sport-und Konzert-Komplex)

Der Komplex wurde 1983 eröffnet, kurz darauf wegen eines Brandes geschlossen und 1987 wieder eröffnet. 1999 wurde er nach dem Präsidenten der Nationalversammlung, Karen Demirchyan, umbenannt, der bei einem Attentat im Parlament umkam. Das einzigartige Design, das je nach Betrachter aussieht wie ein UFO oder ein Vogel, der die Flügel öffnet, brachte den Architekten 1987 den Staatspreis der Sowjetunion ein. Sehenswert ist außen auch das wunderschöne Basrelief über dem Haupteingang. Im Inneren befinden sich der Hauptbereich für größere Veranstaltungen, die kleinere Konzerthalle und Sporthalle sowie einige Säle für offizielle Treffen. 

Erbaut: 1976-84

Architekt: A. Tarkhanian, S. Khachikyan, G. Pogosyan und G. Mushegyan

 

Metro Station Platz der Republik

Vor dem Eingang zur U-Bahn-Station befindet sich ein wunderschöner Betonbrunnen in Form einer Blume, der von  geschnitzten Details umgeben ist. Früher befand sich dort noch ein Restaurant mit Sitzmöglichkeiten rund um den Brunnen.

Baujahr: 1981

Architekt: Jim Torosyan, Mkrtich Minasyan

 

Staatliche Universität für Ingenieure

Ein weiteres schönes Beispiel für sowjetische Architektur ist das Universitätsgebäude für Ingenieure. Die Front ist mit weißen Betonformen bedeckt, die an Klee erinnern. Im unteren Gebäudebereich und am Eingang befinden sich schöne Reliefs.

Erbaut: 1980er Jahre

Architekt: Armen Aghalyan

 

Victory Park mit Mutterland Statue und Café Aragil

Die Statue von "Mutter Armenien" befindet sich im Siegespark oberhalb der Kaskaden. Früher stand an dieser Stelle eine 17 Meter hohe Stalin- Statue bis sie 1962 entfernt wurde. Seit 1967 thront nun diese beeindruckende Mutterland-Statue über Yerevan, ein Symbol für "Frieden durch Stärke". Auch von hier aus hat man schöne Ausblicke auf die Stadt und den Berg Ararat. Die Statue vermittelt ein ähnliches Gefühl wie so viele andere Mutterland-Statuen der ehemaligen Sowjetunion. Im Gegensatz zu anderen Ländern befinden sich in Armenien zwei weitere Statuen dieser Art: In Ijevan und Gyumri, der zweitgrößten Stadt des Landes. Im Inneren ist ein Militär-Museum ansässig. Daher auch das militärische Gerät rund um der Statue.

Baujahr: 1967

Architekt: Rafael Israelyan, Bildhauer: Ara Harutyunyan

 

Im Siegespark befindet sich auch etwas für Fans verlassener Orte: Das ehemalige Café "Aragil" (armenisch Storch).

Baujahr: 1960

Architekt: Rafael Israelyan

 

Das Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft

Vom Gebäude her vielleicht nicht so wahnsinnig interessant bietet das Institut schöne Basreliefs mit armenischen Volksornamenten und eine etwas andere Mutterland Statue.

Tigan Petrosian Schachhaus

Schach spielt in Armenien eine große Rolle und Yerevan gilt als eines der besten Schachzentren der Welt. Bereits ab 6 Jahren erhalten Kinder obligatorischen Schachunterricht. Dieses Schachhaus befindet sich im Zentrum von Yerevan und beherbergt eine Schachschule.

Baujahr: 1970

Architektin: Zhanna Mescheryakova

Zvartnots Flughafen

Das Terminal 1 des Flughafen von Yerevan ist seit 2011 verlassen. Äußerlich ist es meiner Meinung nach aber weiterhin ein einzigartiges Gebäude und architektonisches Juwel.

Baujahr: 1980

Architekten: A. Tarkhanyan, S. Khachikyan, L. Cherkezyan, Zh. Shekhlyan

Das Genozid-Denkmal

Das Genozid-Denkmal ist meiner Meinung nach ein Muss für Besucher der Stadt, die sich für die Geschichte Armeniens interessieren. Im Inneren befindet sich ein Museum mit der komplexen Geschichte des Landes und den tragischen Ereignissen ab 1915. Zu dieser Zeit wurde die armenische Bevölkerung in vielen Teilen des osmanischen Reiches entrechtet, beraubt, vertrieben und deportiert. Schätzungen zufolge reichen die Opferzahlen von 800.000 bis 1,5 Millionen. Bereits Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts war die armenische Bevölkerung Pogromen und  Übergriffen ausgesetzt. Die Ereignisse 1915/1916 werden von der Wissenschaft als Genozid, also Völkermord, gewertet. 
Das Denkmal selbst besteht aus einer Stele, dem Symbol der nationalen Wiedergeburt und zwölf Platten im Kreis – den zwölf verlorenen Provinzen Armeniens. In der Mitte befindet sich die ewige Flamme, die den Opfern des Völkermords an den Armeniern gewidmet ist.

Der Komplex wurde im November 1967 fertiggestellt, nach den massiven Demonstrationen in Yerevan am 24. April 1965, zum 50. Jahrestag des Völkermords.

Nördliche Bus-Station

Über das Gebäude habe ich nichts gefunden. Trotzdem ist es vor allem im verlassenen Inneren architektonisch sehr schön brutalistisch.

Weitere Beispiele in Yerevan

Die blaue Moschee

Eine Moschee in so einem historisch christlichen Land zu sehen war etwas besonderes. Daher nehme ich sie hier in dem Beitrag zu Yerevan mit auf. Sie stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und hat eine schön gearbeitete und mit türkis-gelben Fliesen geschmückte Kuppel.